(CIS-intern) – Mit einem Kolloquium zum Thema „Enttraditionalisierungen“ ist das „Zentrum für kleine und regionale Sprachen“ (KURS) der Universität Flensburg am Freitag, den 23. Mai 2014, eröffnet worden. In Anwesenheit von Renate Schnack, der Minderheitenbeauftragten des Landes Schleswig-Holstein, diskutierten internationale Sprachforscherinnen und Sprachforscher über Themen wie „Kleine und regionale Sprachen im Internet“, „Dialektwahrnehmung“ oder „Sprachkontakt“.
In kaum einer anderen Region Europas existieren seit Jahrhunderten so viele kleine und regionale Sprachen auf engstem Raum nebeneinander wie in der deutsch-dänischen Grenzregion: Friesisch, Sønderjysk, Niederdeutsch und die lokalen Varietäten des Hochdeutschen und des Dänischen. In diesem durch Mehrsprachigkeit traditionell geprägten Kulturraum ist die Universität Flensburg angesiedelt.
Mitglieder des neu gegründeten Zentrums für kleine und regionale Sprachen: Vorstand Prof. Dr. Volkert Faltings (Friesisch), Vorstand Robert Langhanke (Niederdeutsch), Direktorin Prof. Dr. Elin Fredsted (Dänisch), Prof. Dr. Willy Diercks (Niederdeutsch). Foto: Kathrin Fischer
Weshalb Prof. Dr. Elin Fredsted, Direktorin des neu gegründeten Zentrums, bei der Eröffnung betonte: „Ein solches Zentrum hat seinen historischen Ort in dieser Region und an dieser Universität“. Eine Perspektive, die Prof. Dr. Jürgen Schwier, Vizepräsident für Studium und Lehre der Universität Flensburg fortführt: „Mit der Ausschreibung einer Professur für Minderheitenforschung, Minderheitenpädagogik und Friesisch stärkt die Universität ihr Profil in diesem Forschungsfeld und greift auch die Tradition Flensburgs als Stadt im deutsch-dänischen Grenzland sowie als Stadt der Minderheiten und der Minderheitenforschung auf. Das KURS kann in einer Stadt eine gute Rolle spielen, in der das örtliche Handwerk mit dem Slogan wirbt: ‘Wir sind für alle Petersens, Hansens und Jensens da. Und für die restlichen 4% auch.‘“
Regionale und Minderheitensprachen gibt es in ganz Europa: Bretonisch, Korsisch, Luxemburgisch, Baskisch, Katalanisch und viele mehr. Die Erforschung der Sprachen und der Mehrsprachigkeit ist also auch für andere Regionen Europas relevant. Das Zentrum für kleine und regionale Sprachen hat sich daher die Forschung in einer europaweiten Perspektive zum Ziel gesetzt. „Die Erweiterung der Forschungsperspektive um eine europäische Dimension lässt die Beschäftigung mit kleinen und regionalen Sprachen attraktiver werden für junge Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler“, hofft Prof. Dr. Elin Fredsted.
Im Zentrum für kleine und regionale Sprachen arbeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Fächern Dänisch, Friesisch und Niederdeutsch an der Universität Flensburg zusammen. „Diese Kombination ist ein Alleinstellungsmerkmal“, macht Prof. Dr. Fredsted deutlich. Neben ihr gehören dem Vorstand weiterhin Prof. Dr. Volkert Faltings (Friesisch) und Robert Langhanke M.A. (Niederdeutsch) an. Geschäftsführerin des Zentrums ist Dr. Astrid Westergaard (Dänisch).
Die Zusammenarbeit mit weiteren Einrichtungen, die sich mit diesen Themen befassen, wird angestrebt. Das Zentrum wird Vortragsreihen und Konferenzen ausrichten und entsprechende Publikationen herausbringen.