(CIS-intern) – Es musste ja kommen, das Beispiel des Volksmunds über den vorgeschriebenen Krümmungsgrad von Bananen. Christoph Rösener lehnt sich lächelnd in seinem Stuhl zurück. „Ja, das ist eben die andere Seite“, bestätigt der Professor für Fachkommunikation an der FH Flensburg den manchmal doch ausufernden Regulierungswahn der Behörden. „Aber ohne die Normierung der Dinge, wären wir total aufgeschmissen.“ Und da auch Normen nicht ohne Normen sein können, arbeitet Prof. Dr. Christoph Rösener im Normenausschuss Grundlagen für Terminologie und Sprachressourcen des Deutschen Instituts für Normen (DIN) mit.
Es gibt Normen, die die Beschaffenheit von Sportflächen regeln, die sich mit schwimmenden Freizeitartikeln oder der Sicherheit von Brotröstern – so die Normbezeichnung für einen Toaster – befassen und die Größe von Papier festlegen. „Normen sind ein existenzieller Teil unseres Lebens. Ohne sie wäre es nicht möglich, ein Blatt Papier mit einem Drucker auszudrucken“, sagt Rösener. Damit sich nun aber fachliche Experten auf ein Regelwerk für die Gestaltung von Fahrausweisautomaten, auf Leitlinien für Berufsbezogene Eignungsbeurteilungen Vorgänge oder Merkmale für Küchenspülen einigen können, müssen sie sich sprachlich einwandfrei darüber verständigen können. „Die Terminologie der Fachsprache muss sozusagen geordnet werden“, erklärt Rösener. „Innerhalb des Normenausschusses Terminologie (NAT) werden deshalb dafür Regeln erarbeitet“, Damit alle über das Gleiche reden.
Bild: „Normen sind ein existenzieller Teil unseres Lebens „, sagt Prof. Dr. Christoph Rösener. Foto: Gatermann
Rösener und seine Mitstreiter legen etwa fest, dass zwischen einem Begriff und seiner Benennung unterschieden werden muss. Ein Beispiel: Diskutieren Experten zum Beispiel über Fahrräder, haben alle das Bild eines Fahrrades – eine Denkeinheit – vor dem geistigen Auge – benennen es unter Umständen jedoch anders, beispielsweise als Rad, Fahrrad, Rennrad, Mountain- oder Trekkingbike. Man meint das Gleiche, bezeichnet es aber unterschiedlich Zudem gibt es verschiedene Anforderungen an die grafische Darstellung von fachlichen Begriffssystemen. Ob es um die Auflistung einzelner Bestandteile eines Fahrrades geht oder verschiedene Fahrradtypen – immer gelten normierte Grafikformen. „Man kann nicht einfach Aufzählungszeichen nehmen“, erläutert der Flensburger Professor. „Damit alle über das Gleiche sprechen können, muss die Terminologie dafür geordnet sein.“
Neben dem nationalen Gremium innerhalb des DIN wird auch innerhalb der Internationalen Organisation für Normung (ISO) mit Experten weltweit über sprachliche Normen diskutiert. „Das Thema ist sehr komplex“, gibt Rösener zu, den die Welt der Normen jedoch fasziniert. Er beschäftige sich schon lange Zeit damit und ist nun schließlich gefragt worden, ob er im Normenausschuss Terminologie mitarbeiten will. Natürlich habe er sofort zugesagt, die ehrenamtliche Tätigkeit zu übernehmen. Insgesamt arbeiten rund 30000 Fachexperten ehrenamtlich für das DIN-Institut. Deren Arbeit wird von rund 400 offiziellen DIN-Mitarbeitern koordiniert. Doch trotz der hohen Expertendichte haben Normen lediglich einen empfehlenden Charakter, wie Rösener erklärt. Man müsse Papier nicht nach DIN-Norm herstellen. „Nur“, fragt der Flensburger Professor, „in welchen Drucker passt es dann?“
PM: FH Flensburg
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